© Doris Schlosser-Ritthaler 2010
                    Lauferlebnisse von Doris Schlosser
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Früher führten die meisten Marathonstrecken hinaus in die Natur, was durchaus seinen Reiz hatte, aber wiederum den Nachteil,   dass die Läufer lange Kilometer einsam und allein auf weiter Flur waren, ohne anfeuernde Zurufe von Zuschauern, nur unterstützt   von Familienmitgliedern, Freunden oder Betreuer. Die Integration der Marathonläufe in die Städte war ein Schritt in die richtige   Richtung. Neugierige und Interessierte werden von dem Spektakel angelockt, und davon profitieren die Athleten. Denn von den   kreischenden Massen ins Ziel gepeitscht zu werden, ist ein ganz besonderes Gefühl. Gänsehautfeeling… !   Allerdings soll es auch Läufer geben, die das ganz und gar nicht mögen, denen der „Rummel“ auf die Nerven geht, besonders,   wenn sie gerade einen Tiefpunkt haben. Nun, auch ich kann mich an ähnliche Empfindungen erinnern:  Die Baden-Württembergischen Marathon-Meisterschaften 1982 wurden auf der Insel Reichenau ausgetragen, bei drückend   schwülem Wetter, mit hoher Luftfeuchtigkeit. Um die Sache noch zu steigern, erwartete uns ein welliger, fast hügelig zu   nennender Rundkurs. Eigentlich glaubte ich einen flache Strecke vorzufinden. Außerdem, schien es auf der ganzen Insel nur   Gewächshäuser zu geben, jedenfalls mehr Gewächshäuser, als Zuschauer. So mein persönlicher Eindruck. Gegen Ende des   Wettkampfes konnte ich sie nicht mehr sehen. Zum Trost durfte ich, nach erfolgreichem Zieleinlauf, einen mit Gemüse der Insel   gefüllten Geschenkkorb entgegen nehmen.  Ich glaube, den hatte ich mir redlich verdient.   Einen Marathon zu laufen stellt immer wieder eine neue Herausforderung dar. Viele Faktoren spielen beim Gelingen eine Rolle.   Manche kann man beeinflussen, wie z. B. das richtige Training, ausgewogene Ernährung, die Motivation etc. Zu den Dingen, die   man schlechter im Griff hat, zählt beispielsweise die Topographie der Strecke und das Wetter.   Beim 1. Internationalen Neckarmarathon, den ich gewinnen konnte, herrschte gnadenlose Hitze, die sich durch den aufgeheiz-  ten Asphalt, fast ins unerträgliche steigerte. Zwei Drittel der Läufer gaben auf. Das sagt alles!  In der Schlussphase zogen dicke   Wolken auf und es gab ein heftiges Gewitter mit Platzregen. Die Schuhe quietschten vor Nässe. Ein schweres Rennen…  Beim Schwarzwald-Marathon lag ich mit großem Abstand in Führung. Ich fühlte mich gut, sogar ein Interview des dritten Fernseh-  programms während des Laufes, konnte meinen Rhythmus nicht unterbrechen. Einige Meter vor dem Ziel bekam ich urplötzlich   schwache Beine und hatte das Gefühl, stehen bleiben zu müssen. Gott sei Dank, war es nur ein kurzer Augenblick, für andere   kaum merkbar. Ich lief mit zehn Minuten Vorsprung ins Ziel. Wenn ich allerdings, in diesem Moment, meine Position hätte verteidi-  gen müssen, wäre es äußerst schwierig geworden. Der Grund für die Schwäche? Vielleicht hatte ich unterwegs zu wenig getrunken.   Fazit: Ein Lauf ist immer erst gewonnen, wenn man das Ziel passiert hat!  Das musste auch Gillian Drake beim 1. Citylauf in Frankfurt erfahren, die vor mir in Führung lag. Bei km 39 zog ich an ihr vorüber.  Ich rechnete mit heftiger Gegenwehr, die aber nicht kam. Sie war zu platt, hatte sich wahrscheinlich tempomäßig übernommen.   So konnte ich den allerersten Stadtmarathon in Deutschland gewinnen.  Einen unverzeihlichen Kardinalsfehler, der einem langjährigen Spitzenläufer nicht passieren dürfte, habe ich 1986, vor dem ersten   offiziellen Preisgeldlauf in Hamburg, gemacht. Ich verschenkte eine bessere Platzierung, ein höheres Preisgeld, vielleicht sogar   Gewinn in Bestzeit, weil ich mich, im Training, nicht beherrschen konnte: Weil es so gut lief und Spaß machte, absolvierte ich den   letzten längeren Testlauf viel zu schnell und bezahlte mit einem Tief im Rennen, da mein Körper noch nicht vollständig regeneriert   war.  Ich hatte unsinnigerweise mein Pulver vorher verschossen. 
Aber manchmal, und das sind die absoluten Höhepunkte eines Läufers, stimmt alles in einem Lauf, und man wird für   seine „Mühe“ belohnt. Die Zuschauer jubeln, die Anfeuerungsrufe puschen dich vorwärts, und du erlebst Runners high,   ein unbeschreibliches Gefühl - ist Fliegen wirklich schöner? 
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